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Elfriede Brüning
Und außerdem
ist Sommer
Biografie Elfriede Brüning
Elfriede Brüning, Schriftstellerin, ist am 8. November 1910 als Tochter eines kleinen Tischlermeisters in Berlin geboren. Nach dem Besuch des Lyzeums bis zur Mittleren Reife (Versetzung in die 11. Klasse) hat sie eine Bürolehre gemacht und als Redaktionssekretärin gearbeitet. Bereits mit sechzehn Jahren begann sie Reportagen und Feuilletons zu schreiben, die in den großen überregionalen Zeitungen – »Berliner Tageblatt«, »Vossische Zeitung«, »Frankfurter Zeitung« – erschienen sind. Und die Wirtschaftskrise mit ihren Folgen erlebte die junge Schriftstellerin unmittelbar in der eigenen Familie: Der Vater mußte wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute sein Tischlergewerbe aufgeben und teilte das Schicksal von Millionen, die wie er arbeitslos waren, und ging Stempeln, ebenso der jüngere Bruder, während die Mutter den berühmten Kampf mit den Windmühlen aufnahm, sie wurde unternehmerisch tätig und eröffnete eine Leihbibliothek mit eingegliederter Eisdiele, was kaum nährte.
Diese Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitete sie in einem Roman, der 1970 unter dem Titel "Kleine Leute" erschienen ist, aber bereits 1932/1933 vollendet war, jedoch aus politischen Gründen, seit dem 30. Januar 1933 war Hitler an der Macht, nicht mehr publiziert werden konnte, denn der Roman, zeitgemäß und modern im Stil der Neuen Sachlichkeit verfaßt, paßte nicht in das Literaturverständnis des Nationalsozialismus, und die Autorin selbst war beim politischen Gegner engagiert, den Kommunisten. 1930 war sie in die Kommunistische Partei eingetreten und 1932 wurde sie Mitglied – die damals jüngste Schriftstellerin und heute die einzige noch lebende – im »Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«, von Johannes R. Becher 1928 gegründet, dem unter anderen Berthold Brecht, Anna Seghers, Ludwig Renn angehörten. Der »Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller« wurde 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Wer nicht verhaftet war, floh ins Ausland, ging ins Exil. Elfriede Brüning blieb in Deutschland, was für sie bedeutete, sie war zum Schweigen verurteilt, und so wurde ihr Weg, ein Weg der inneren Emigration, wie der Roman »Und außerdem ist Sommer«, der 1934 erschienen ist, dokumentiert.
Ihre illegale Arbeit gegen die Nazis setzte sie im Untergrund fort, bis sie 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet wurde. Mit Zustimmung der Gestapo und unter den Augen der Gestapo schrieb sie im Frauengefängnis Barnimstraße den Liebesroman »Junges Herz muß wandern«, der 1936 erschienen ist. Noch ein Roman um den Existenzkampf der Fischer auf der Kurischen Nehrung entstand und konnte 1938 unter dem Titel »Auf schmalem Land« publiziert werden, bevor die Schriftstellerin für die Dauer des Dritten Reichs vollständig verstummte.
Ein Neuanfang, auch für die Schriftstellerin, erfolgte 1945. Zunächst arbeitete sie als Journalistin für die Wochenzeitschrift »Sonntag« und die Zeitschrift »Neue Heimat«. 1949 publizierte sie »Damit du weiterlebst«, einen Roman über Mitglieder der »Roten Kapelle«, eine Widerstandsgruppe im Dritten Reich, die im August 1942 aufflog und deren Mitglieder hingerichtet wurden. Ab 1950 lebte und arbeitete sie als freie Schriftstellerin in der DDR, wo sie in verschiedenen Verlagen sechzehn Bücher herausbrachte und eine viel und gerne gelesene sowie heftig diskutierte Schriftstellerin war. Sie erhielt zahlreiche Preise, unter anderen den »Literaturpreis des Demokratischen Frauenbundes« 1980, den »Goethepreis der Stadt Berlin« 1980, den »Kunstpreis des FDGB« (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) 1983.
Auch nach der politischen Wende und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten arbeitete Elfriede Brüning, nunmehr hochbetagt, an ihren spezifischen Themen – Vergangenheitsbewältigung, aktuelle Fragen der Gegenwart, Frauenthemen, Verantwortung des Einzelnen in der Gesellschaft – weiter und veröffentlichte Bücher (siehe Werkverzeichnis).
Elfriede Brüning erlebte ein Jahrhundert deutsche Geschichte – sie lebte in Berlin und starb am 5. August 2014 in Berlin – sie konnte erzählen ... lesen wir ihr Werk!